
Glycerin - schlechter Ruf, toller Stoff!
Gegen trockene Haut und falsche Infos: Hier kommt die Wahrheit über Glycerin
Habt ihr vielleicht auch schon mal so oder so ähnlich gehört: „Glycerin zieht Wasser aus den tieferen Hautschichten und trocknet die Haut aus!“ oder „Durch Glycerin verlernt die Haut, sich selbst zu befeuchten“ oder auch „Glycerin ist nur ein billiger Füllstoff, deshalb wird er so viel in Kosmetik verwendet“.
Ist da was dran?
Kurze Antwort: Nein, das ist einfach Quatsch 😖!
Jetzt mal ausführlicher oder: Wissenschaft statt Hautmythen
Der normale, gesunde Wasserhaushalt funktioniert „von innen nach außen“: Wir trinken, die Flüssigkeit wird für vielfältige Stoffwechselabläufe im Körper verwendet, zum Teil in den Zellen und im Gewebe gespeichert und zum Teil ausgeschieden, ausgeatmet und über die Haut in die Umgebung verdunstet.
So wenig wie Wärme spontan vom Kalten zum Warmen fließt, so wenig kann ich Feuchtigkeit zum Nassen hin transportieren - ich habe also immer einen Transport vom Feuchten zum Trockenen, egal, ob das ein nasses Handtuch ist, das trocknet, oder ob es unsere "nasse" Haut ist, die Feuchtigkeit an die Umgebung abgibt: Das tut sie nämlich IMMER, genauso wie ein schrumpelnder Apfel 🍏.
Glycerin bindet Wasser und wirkt dem Wasserverlust und der Hauttrockenheit effektiv entgegen. [Foto: Jill Burrow/pexels]
Wenn ich nun eine feuchtigkeitsbindende Substanz wie Glycerin in die Haut bringe, so hält sie dort das Wasser fest und VERLANGSAMT ☝️ die Wasserabgabe an die Umgebung. Eine Beschleunigung des Feuchtigkeitstransportes, indem es - so scheint die landläufige Vorstellung zu sein - Wasser aus dem Gewebeinnern aufsaugt, um es dann ganz schnell in die andere Richtung abzugeben, ist thermodynamisch unmöglich!
Was ist Glycerin überhaupt?
Pflanzliche Öle bestehen aus einer Verbindung von einem Glycerinmolekül mit drei Fettsäuren (darunter die bekannten, nicht nur in der Ernährung wertvollen Omega-3-Fettsäuren). Durch körpereigene Enzyme wird diese Verbindung „zerlegt“ – sowohl im Körper, wenn wir Pflanzenöle essen, als auch auf der Haut, wenn wir uns mit Naturkosmetik eincremen.
Das Glycerinmolekül wird wieder frei, und die einzelnen Fettsäuren werden in die Zellmembranen eingebaut, wobei z.B. Linolsäure bei der Regeneration der Hautbarriere hilft [1]. Das Glycerin wiederum wird zum Bestandteil des hauteigenen sogenannten natürlichen Feuchthaltefaktors NMF (natural moisturizing factor). Es hält durch seine stark hygroskopische Eigenschaft Wasser in seiner Umgebung fest und wirkt so dem Wasserverlust und der Folge der Hauttrockenheit effektiv entgegen.
Fazit: Glycerin trocknet nicht aus - im Gegenteil!
Feuchtigkeit/Wasser geht immer den Weg von innen nach außen durch die Haut, von wo aus es verdunstet. Das Glycerin, was in unserer Haut vorhanden ist, wirkt feuchtigkeitsbindend und verlangsamt IMMER das Austrocknen!
Übrigens: Ja, Glycerin entsteht auch als Abfallprodukt bei der Seifenherstellung ganz klassisch aus tierischen Schlachtabfällen – was sicher auch zum „Iih-bäh“ von Glycerin beigetragen hat! Wir bei wasserundoel.de verwenden jedoch ausschließlich pflanzliches BIO-Glycerin, gentechnik- und palmölfrei und NATRUE- und COSMOS-zertifiziert 😊. Und dafür bezahlen wir je Liter - nur mal so zum Vergleich - doppelt so viel wie beispielsweise für 1 kg Heilerde in pharmazeutischer Qualität und immer noch gut 20 % mehr als für zertifiziertes BIO-Babassuöl! Selbst BIO-Rosenhydrolat aus der Damaszener Rose kostet uns den Liter noch etwas weniger als Glycerin ... soviel zum Thema "billiger Füllstoff" 😏 Nein, Glycerin ist ein kostbarer, höchst wirksamer und natürlicher Feuchtigkeitsspender für deine Haut!
Literatur:
[1] Lautenschläger H.: Das ABC der Fettsäuren, Beauty Forum 2009;12:40-47