Strukturformel von Kollagen

Was ist dran am Kollagen-Hype?

Mythos Kollagen: Verjüngung durch Cremes?

Heute wollen wir einen aktuellen Hype etwas entmystifizieren 😉. Es geht um Kollagene, die seit einiger Zeit werbewirksam in Cremes und Lotions (und Nahrungsergänzungsmitteln) auftauchen. Sie versprechen eine verjüngte Haut, mehr Spannkraft und Elastizität und straffe Konturen. Verjüngung durch Cremes – was ist dran am Mythos Kollagen?

Was ist Kollagen?

Was sind Kollagene eigentlich? Schauen wir uns an, welche Funktion Kollagene in der Haut haben und warum man hofft, dass sie zur Verjüngung beitragen können.

Kollagene sind Eiweiß-Bündel, die sich im Bindegewebe der Haut befinden und außerdem Sehnen, Bänder und Knorpel bilden. Rund 30 % des im Menschen vorkommenden Proteins ist Kollagen [1]. Die kleinsten Bestandteile von Kollagen sind Aminosäuren, aus denen durch Fibroblasten Peptide in Form zunächst spiralförmiger Ketten gebildet werden. Dazu brauchen diese Zellen noch Zink und Vitamin C. Jeweils drei solcher Aminosäuren-Ketten bilden dann ein Kollagenmolekül. Schließlich entstehen daraus die robusten Faserbündel, die im Bindegewebe ihre stützende Funktion ausüben [2]. Besonders in der Unterschicht* der Haut sorgen sie zusammen mit der wasserspeichernden Hyaluronsäure für Elastizität, Spannkraft und Widerstandsfähigkeit. 

*Du möchtest mehr über Aufbau und Funktion unserer Haut wissen? Dann schau gerne in unseren Blog "Wie funktioniert eigentlich die Haut?"

Nachlassende Kollagenproduktion

Zwar bildet der Körper "von ganz alleine" Kollagen, aber diese Fähigkeit nimmt (leider) mit dem Alter ab. Die Kollagenmenge verringert sich und das Kollagen-Netz wird dünner. Dadurch lassen Elastizität und Spannkraft nach, was sich mit der Zeit äußerlich durch beginnende Faltenbildung bemerkbar macht.

Kollagene also von außen zuführen?

Die Antwort ist so simpel wie deprimierend: Nein, funktioniert nicht! Und zwar egal, ob gecremt oder getrunken: 

Kollagen-Mythos I: Zufuhr über Cremes, Seren und Lotions

Man könnte meinen, dass die Gabe von Kollagen einfach mit der Hautpflege mittels Cremes, Seren oder Lotions zur Stärkung des Bindegewebes der Haut, also zu einer „Straffung“ des Hautbildes führt. Nur: Das funktioniert gar nicht, da das Kollagenmolekül schlichtweg so groß ist, dass es einfach nicht von außen durch die Haut passt 😝!

 

Unter einer Lupe sieht man die mikroskopische Aufnahme eines Faserbündels aus Kollagen

 

REM-Aufnahme von einem Faserbündel aus Kollagen.[Foto: ©Philipp Häfner/Wikipedia, Grafik: wasserundoel]


Kollagen-Mythos II: Orale Zufuhr mit "Beauty-Drinks"

Seit einiger Zeit sind Trinkfläschchen auf dem Markt, die Kollagen oder Vorstufen davon (Aminosäuren, Peptide) enthalten und die zu einer Versorgung des Unterhautgewebes mit zusätzlichem Kollagen führen sollen. Funktioniert leider auch nicht 😏: Kollagen wird wie alle Eiweiße im Verdauungstrakt in seine Bestandteile zerlegt (das gilt auch für Kollagen aus Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch und Gelatine).  Daher kann das Kollagen gar nicht in die Blutbahn aufgenommen und in die Hautschichten transportiert werden. 

    Übrigens: Es gibt kein pflanzliches Kollagen!

    Und jetzt müssen alle Kollagen-Fans mal ganz stark sein: Da Pflanzen keine Kollagene bilden, sind diese immer tierischen Ursprungs! Sie werden aus Schlachtabfällen, also aus Sehnen, Knorpeln und Schwarten von Schweinen und Rindern oder aus Fischresten hergestellt. Eklig? Ja, finden wir auch! Die gute Nachricht: Mit einer normal-gesunden Ernährung werden dem Körper ausreichend (!) Eiweiß-Bausteine sowie Zink und Vitamin C zugeführt, aus denen dann im Hautstoffwechsel – permanent und ganz natürlich 🌿– Kollagen gebildet wird:

    • Fisch, Geflügel, Milchprodukten, Soja, Eier und Hülsenfrüchte liefern Aminosäuren 
    • das für die Synthese benötigte Zink ist in Nüssen, Fleisch, Hülsenfrüchten vorhanden
    • Zitrusfrüchte, Paprika, Broccoli und Blattgemüse enthalten reichlich Vitamin C

    Die im Alter nachlassende Syntheseaktivität lässt sich allerdings weder durch gesunde Ernährung, noch durch Nahrungsergänzungsmittel steigern.

    Fazit

    Kollagene werden von körpereigenen Fibroblasten gebildet, wenn die erforderlichen Aminosäuren, Zink und Vitamin C zur Verfügung stehen. Eine normale Ernährung liefert hierfür alles, was benötigt wird! Die Zufuhr von Kollagen oder Peptiden kann weder durch Cremes, noch als Nahrungsergänzungsmittel die sich im Alter verlangsamende Kollagensynthese verbessern – auch wenn wir uns das vielleicht wünschen 🫠

    Literatur:

    1. Shrutal Narendra Deshmukh, Alka M Dive, Rohit Moharil, Prashant Munde  (2016). Enigmatic insight into collagen. Journal of Oral and Maxillofacial Pathology. DOI: 10.4103/0973-029x.185932 
    2. Reilly, D & Lozano, J. (2021). Skin collagen through the lifestages: importance for skin health and beauty. Plastic and Aesthetic Research. 8. DOI: 10.20517/2347-9264.2020.153.
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